Respekt zu sich selbst
In den letzten Jahren haben die sozialen Medien einen immensen Einfluss auf unser Verständnis von Selbstliebe und Selbstakzeptanz. Überall begegnen uns Beiträge und Ratschläge, wie wir uns selbst mehr lieben können. Doch diese Botschaften können oft zu einem übermäßigen egoistischen Verhalten führen, das unproduktiv für zwischenmenschliche Beziehungen ist. Oder sie erzeugen Druck, weil wir das Gefühl haben, dass wir uns selbst lieben müssen und hart daran arbeiten sollten, ohne wirklich zu wissen, wie das geht. Häufig endet dies in einer gespielten Rolle der Selbstliebe, die sich unnatürlich anfühlt.
Deshalb möchte ich mit meinem heutigen Artikel ein anderes Wort in den Fokus stellen, welches meiner Meinung nach viel greifbarer und nachhaltiger ist: der Selbstrespekt.
Was ist Selbstrespekt?
Selbstrespekt bedeutet, sich selbst wertzuschätzen und anzuerkennen, unabhängig von äußeren Erfolgen oder der Meinung anderer. Es geht darum, sich selbst so zu behandeln, wie man einen guten Freund behandeln würde – mit Freundlichkeit, Mitgefühl und Nachsicht für eigene Schwächen. Selbstrespekt ist die Grundlage für ein authentisches und erfülltes Leben, weil er uns erlaubt, so zu sein, wie wir wirklich sind, ohne uns verstellen zu müssen.
Warum ist Selbstrespekt wichtig?
Selbstrespekt nimmt den Druck weg, sich ständig selbst lieben zu müssen. Er ermöglicht uns, uns selbst anzunehmen, auch wenn wir uns gerade mal nicht selbst lieben oder unsicher mit uns selbst sind. Denn auch das darf es geben: die Liebe zu uns selbst, aber auch zu anderen Menschen, darf mal in Frage gestellt werden. Geschieht das ohne Selbstverurteilung, kann das sogar sehr gesund für unsere eigene Entwicklung sein.
Selbstrespekt führt zu echter Selbstakzeptanz und stärkt unser Selbstbewusstsein. Er hilft uns auch, gesündere und ehrlichere Beziehungen zu führen, weil wir unsere eigenen Bedürfnisse und Grenzen besser erkennen und kommunizieren können.
Schritte zu mehr Selbstrespekt
- Positiv über sich selbst denken und sprechen: Die Art und Weise, wie wir von uns selbst denken oder mit uns selbst sprechen, beeinflusst unser Selbstbild stark. Ersetzen wir negative Selbstgespräche durch positive Affirmationen, ist das ein einfacher Weg, erkennen wir auch unsere Stärken.
- Zu unseren Fehlern stehen: Niemand ist perfekt. Fehler sind Teil des menschlichen Seins. Anstatt uns selbst zu verurteilen, sollten wir aus unseren Fehlern lernen. Nur dann können wir uns selbst aufrichtig verzeihen. Das macht es uns auch leichter, anderen Menschen zu verzeihen.
- „Nein“ sagen: Es ist wichtig, unsere eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren. Wenn uns etwas nicht gefällt oder wir uns überfordert fühlen, sollten wir den Mut haben, „Nein“ zu sagen. Oft wollen wir für andere da sein, anderen gefallen oder ein „guter Mensch“ sein. Genau das hindert uns daran, unsere eigenen Grenzen zu respektieren.
- Trennung von Menschen, die sich toxisch verhalten: Manchmal ist es notwendig, sich von Menschen zu distanzieren, die uns nicht gut tun. Unser Wohlbefinden sollte immer an erster Stelle stehen, weil genau das uns selbst stärkt. Wir handeln dann aus einer anderen, sehr authentischen eigenen Stärke heraus.
- Selbstfürsorge integrieren: Selbstfürsorge ist ein wesentlicher Bestandteil von Selbstrespekt. Es bedeutet, sich regelmäßig Zeit für sich selbst zu nehmen und Dinge zu tun, die einem gut tun. Dazu habe ich bereits einen ausführlichen Artikel geschrieben, den Sie hier nachlesen können.Ein Wort zu „toxischen Menschen“
Ein Wort zu „toxischen Menschen“
In den sozialen Medien ist auch zunehmend die Rede von „toxischen Menschen“. Diese Formulierung mag ich gar nicht. Ich glaube nicht, dass Menschen generell toxisch sind.
Treffen Menschen aufeinander, treffen auch immer Nervensysteme aufeinander, die in Gefühlen und Bedürfnissen von eigenen Lebenserfahrungen geprägt sind. So kann es durchaus sein, dass das was von einen Mensch als toxisch – also nicht guttuendes Verhalten – empfunden wird, für einen anderen Menschen wohltuend und förderlich ist. Deshalb mag ich diese pauschalisierte Aussage „toxische Menschen“ nicht.
Es gibt jedoch eine Ausnahme, die ich der Klarheit wegen, auch noch erwähnen möchte. Das sind die Menschen, die Psychopath genannt werden, bei denen das toxische Verhalten (wahrscheinlich) für alle Menschen schädlich ist. Der Wortstamm „Psychopath“ besteht aus „Psycho“ und „Path“ und das bedeutend dann psychisch krank. Über diese Menschen zu schreiben, steht mir aber nicht zu, da ich zu wenig über diese Art von Erkrankung weiß. Mein Artikel bezieht sich nur auf psychisch gesunde Menschen, die aufgrund von Lebenserfahrungen bestimmte Verhaltensweisen entwickelt haben, die für andere Menschen genau aus diesem Grund im Moment schädlich für das eigene Wohlbefinden sind. Treffen wir auf so einen Menschen, dürfen wir uns aus Selbstrespekt distanzieren.
Fazit
Selbstrespekt ist ein kraftvoller Weg, dar uns dabei hilft, ein authentisches und erfülltes Leben zu führen ohne dabei anderen Menschen zu schaden. Er erfordert keine perfekte Selbstliebe, sondern nur die Bereitschaft, sich selbst so zu akzeptieren und zu respektieren, wie man ist. Indem wir uns selbst mit Freundlichkeit und Mitgefühl begegnen, legen wir den Grundstein für ein gesundes Selbstwertgefühl und stärkere zwischenmenschliche Beziehungen.